Newsletter 3. Kapitel (7.9.2018)
Bei meinem letzten Lebenszeichen befand ich mich in Jakarta, der Hauptstadt von Indonesien auf der Insel Java und hatte gerade eine Erkältung hinter mir. Mein Plan war es eine Woche auf eine einsame Insel zu gehen und dann nach Bali zu radeln. Aber es kam alles ganz anders...Die erste Änderung, die ich hin nehmen musste war, als ich heraus fand dass ich bei der Einreise das falsche Visum bekommen hatte. Mich hat zwar mein Freund Norbert auf diese Situation darauf vorbereitet, in der Praxis hat es bei mir aber nicht funktioniert, da ich per Fähre von Singapur nach Indonesien eingereist bin.Was bedeutet das? Falsches Visum? Und... um was geht’s?Im Normalfall ist es wie folgt:Man erreicht Indonesien in einem großen Flughafen und dann steht man dort vor der Wahl: 1.) man beantragt einen 30 tägigen Aufenthalt in Indonesien für umsonst. Dieser Aufenthalt ist nicht verlängerbar. 2.) Man beantragt ein Visa on arrival für 30 Tage für 20US$. Dies hat den Vorteil, dass man es ohne Probleme nochmals um 30 Tage verlängern kann.Bei meiner Einreise über die Wassergrenze (Also von Singapur nach Batam, Indonesien) gab es für mich leider keine Entscheidung sondern nur die Variante Nummer 1.)Also musste ich Ende Juli Indonesien zwangsweise verlassen. Ich habe mein Problem so gelöst, dass ich mir für 50€ einen Hin und Rückflug nach Kuala Lumpur gekauft habe und einen Visa-run machte. Ich hab mir also meinen kleinen Rucksack voll mit Essen gemacht, bin zum Flughafen, bin nach KL hab dort (18 Stunden) gewartet bis mein Rückflug ging und schwuppdiwupp war ich wieder in Jakarta. :-DDas war die Geschichte meines Visa-runs. Für den Leser dieses Textes klingt das vielleicht ziemlich verrückt. In der Praxis habe ich eine Menge Leute getroffen, die dergleichen schon öfters gemacht haben.Was hab ich jetzt aber in Indonesien gemacht??? Die Robinson Filly Geschichte Es war so... Ich habe euch meine letzte email geschickt, dann habe ich bei der deutschen Botschaft recherchiert wie ich mein Visa verlängere und war plötzlich mit dem Visa-run konfrontiert. Also habe ich mich schnell um meine Tickets gekümmert, bevor die Preise anheben. Dann habe ich mich vorbereitet auf die einsame Insel (von der mir mein Freund Fabian erzählte), hab meinen Reiserucksack gepackt und eine Fahrradtasche.Was packt ein Filly ein um auf eine einsame Insel zu gehen? Posaune, Golfschläger, 3 Golfbälle, 2 Kg Reis, 10 Bier, 0,5 Kg Nudeln, Instantnudeln, div. Curry, Thunfisch, Kameras, Nähzeug, Computer, Solarpannel, Angelausrüstung, Taucherausrüstung, Campingausrüstung und natürlich noch viel mehr Kruschd und Klomb was man gar nicht braucht.Bevor ich aber zu den Inseln bin, habe ich mich mit meinem ganzen Sack und Pack in der Altstadt Jakartas mit Marlina und Jimmy getroffen. Die beiden sind ein Paar und ich habe Sie im März 2018 in Neu Delhi in Indien kennen gelernt. Wir lebten damals gemeinsam im selben Hostel und über die Zeit sind wir in Kontakt geblieben und haben damals in Indien gesagt, dass wir uns in Jakartawieder sehen. Wir hielten Wort, haben uns am Kotta Stasion (Hauptbahnhof) getroffen und sind erst mal lecker Kaffee trinken gegangen.In Indonesien ist es sehr üblich, dass es sehr viele penetrante Straßenmusiker gibt, die einem auch direkt mit Gitarre und Gesang konfrontieren sobald man einen Schluck Kaffee getrunken hat. Man sitzt also da, trinkt Kaffee und sofort kommen 2 indonesische Marijais an, stellen sich neben einem hin und fangen an zu klampfen. Für Fillys ist das eine willkommene Aufforderung! Ich hab natürlich sofort die Posaune ausgepackt und hab mit mitgespielt! Damit hatte keiner gerechnet, nicht einmal die Musiker! Dieses Szenario habe ich mehrere male wiederholt in Indonesien, meistens mit sehr guten Erfolg für die beiden Marijais, die darauf noch ein Selfie mit mir machen wollten. (Die Beste Situation war jedoch in einem Mini-Bus, in die ein kleiner Gitarrist hüpfte und mit einer ungestimmten Gitarre und wenig Gesangserfahrung punkten wollte. Ich habe natürlich auch die Posaune ausgepackt und das ganze hat sich dann mehr nach einem neuen Lied von Trubadix dem Barden angehört. Die Hauptsache war: alle in diesem Bus haben gelacht!!! Das war aber eine andere Geschichte.)Auf jeden Fall... Wir saßen in einem Café schlürften einen Kaffee und in unserem Gespräch verkündete man mir die Frohe Botschaft, dass die beiden heiraten und ich doch herzlich willkommen wäre auf der Hochzeit dabei zu sein und dort auch ein Ständchen spielen solle. Sie fände am 18.8. in der zweitgrößten Stadt Javas namens Bandung statt. Ich habe darauf geantwortet, dass ich eigentlich nach Bali wollte, aber mein bestes geben werde dennoch auf die Hochzeit zu kommen. Danach haben wir uns noch das so genannte: „Stadthuis“ angeschaut. Es handelte sich um ein prunkvolles Gebäude aus der alten Kolonialzeit der Holländer mit sehr viel Geschichte darin. Abgerundet wurde der Mittag noch von einem leckeren Mittagessen. Marlina bestelle einen gekochten Fischkopf. Eine Delikatesse in Indonesien. Von dem riesigen Fischkopf wird praktisch alles gegessen, also: Kiemen, Augen, Bäckchen etc. Ich habe selbst mit gegessen und die Kiemen waren ausgesprochen lecker! Eines der Fischaugen wurde mir auch in die Hand gedrückt und ich habe es gegessen. Es schmeckte sehr fischig und die Pupille habe ich natürlich wieder ausgespuckt (den gleichzeitigen Brechreiz konnte ich glücklicherweise unterdrücken).Danach verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf dem Weg zum Hafen. Nach einer langen Wanderung mit dem viel zu schweren Gepäck war es bereits Nacht. Am Hafen war aber noch einiges los. Ich frage die erst besten Indonesier wie ich denn nach Pulau Harapan (Insel der Hoffnung / die größte Insel der Inselgruppe namens 1000 Islands nördlich von Jakarta). Ich fragte natürlich gleich den richtigen und wurde daraufhin zum Boot „Miles 1“ begleitet. Man zeigte mir das Zwischendeck, dass als Lagerraum für die Schwimmwesten diente. Dort könne ich übernachten, versicherte man mir. Also habe ich nicht lange gefackelt hab mir eine Matratze aus 3 Schwimmwesten gebaut und den Wecker auf 6 Uhr gestellt. Dann bin ich aufgestanden, habe mich zum Ticketschalter durchgefragt, mein Ticket gekauft, zurück zum Boot und ab zur Inselgruppe.Auf Pulau Harapan sollte ich mich, laut den Erfahrungen meines Freundes Fabian, bei den Fischern erkundigen ob mich jemand zu Pulau Bullat (die einsame Insel) fahren könne. Hin gefahren hätten mich ein halbes Dutzend, aber keiner wollte mich dort alleine aussetzen, da seit ein paar Jahren die Insel wieder in Privatbesitz ist. Spontan schloss ich mich dann an eine 5 fünfköpfigen Gruppe indonesischer Studenten an, die zur Dolphine Island wollten. Bei Dolphine Island handelte es sich um eine Fußballplatz große Insel mit Campingplatz, ein paar Bäumen, einen traumhaften Strand, 2 Essensstände und einer Toilette. Insgesamt befanden sich ca. 7 Gruppen mit Zelten auf der Insel und meine neuen indonesischen Studentenfreunde und ich gründeten ein neues Camp. Des Nachts saßen wir zusammen, aßen gemeinsam und ich machte mir ein Bier auf. Jetzt muss man wissen, dass die Jungs alle Moslems waren. Einer der Gruppe verspürte plötzlich ebenfalls Bierdurst und fragt mich auch nach einem Bier. So wie ich das im Nachhinein für mich selbst kapiert habe ist es wohl so,dass es in Indonesien sehr viele muslimische Universitäten und Schulen gibt. Die Bedingung ist allerdings, dass man sich an die Religion hält (die ja bekanntlich Alkohol verbietet). Wenn man aber mal ab vom Schuss ist und unter den besten Freunden ist, so gelten andere Regeln, die da wären: was auf der Insel passiert, bleibt auf der Insel.Meine neuen Freunde reisten am nächsten Morgen schon wieder ab, da Sie wieder am nächsten Tag zur Uni mussten. Nach einer herzlichen Verabschiedung überließen Sie mir noch ihre restlichen Wasser und Nahrungsvorräte.Der Flair einer einsamen Insel stellte sich bei mir nicht ein. Täglich wurden mehrere Gruppen indonesischer Touristen angefahren die ein paar selfies auf der 100m langen Sandbank vor meinem Zelt machten. Nach dem Wochenende stellte sich der touristische Hochbetrieb der Inselbesucher ein und es blieben 2-3 Gruppen mit Zelten auf der Insel zurück. Letzten Endes habe ich mich dann doch mit meiner Situation zurecht gefunden, habe mich immer wieder mit ein paar Gruppen angefreundet (die alle um die Mitte/Ende 20 waren), so dass wir Nachts dann Lagerfeuer machten, Fisch grillten, zusammen musizierten und schwarzen Wein tranken. Schwarzer Wein wird anscheinend aus Papajas gewonnen und schmeckte eher nach einem sehr süßen Lakritze-Likör und ging mir auf Dauer sehr auf den Magen, man nennt es auch „Raja Wallie“ oder so ähnlich. Was ich aber am lustigsten fand war das Trinkwort namens: „Bersulang“, dass man sagen musste bevor man trank. Es bedeutet im Endeffekt nichts anderes als „Prost“. Das lustige daran war aber das Wort an sich: „Bersulang“. Ich verstand nämlich zuerst: „Bär zu lang“. Dies war auch meine Eselsbrücke wie ich mir leicht betrunken, diese neue Vokabel einprägen konnte. Darauf hin habe ich einfach mal mein kreatives Kopfkino eingeschaltet und mich gefragt: „Was wäre unsere Welt wenn wir einfach unseren Alkoholkonsum mit der Länge von Bären messen würden?“ Bär zu lang! Ein Beispiel: Am Freitag Abend kurz vor Feierabend sagt man seinen besten Freunden und guten Kollegen nicht: „Ich geh heute einen saufen“, sondern man gibt an, heute Nacht einen sehr langen Bären zu haben. Daraufhin könnte man die Länge des Bären angeben wie zum Beispiel: 3,60 m oder diskutieren welcher Typ Bär es denn heute Abend werden solle, ob es wohl ein kleiner Koala Abend, oder ein durchschnittlicher Schwarzbären-Abend oder doch eher ein großer Grisli-Sause wird.Ähnlich verhält es sich auch mit dem Kater-Tag danach. Wenn man aufsteht, es ist einem schlecht, man hat Kopfweh und man sagt einfach nur: „Ich glaube mein Bär war gestern zu lang“. Oder auch: „Ich schätze meinen gestrigen Bären auf 5,60m“.Was habe ich sonst auf der einsamen Insel getan? Ich habe gefaulenzt, jeden Tag Posaune geübt, hab einen Golfball von der Sandbank abgeschlagen, bin zu den umliegenden Inseln geschwommen, habe erfolglos gefischt (oder erfolgreich viele Hänger gehabt), war tauchen aber meine Taucherbrille war mittlerweile am Arsch und habe eine Entscheidung in meinem Kopf getroffen ob ich nun nach Bali fahre oder doch eher zur Hochzeit von Marlina und Jimmy gehe. Die Entscheidung fiel auf die Hochzeit, da Bali nicht weg rennt.Nach einer Woche auf der Insel fuhr ich wieder nach Jakarta zurück, blieb für ein paar Tage in einem Hostel in der Altstadt und schaute mir die Gegend nochmal etwas genauer an. Ich war in National Museum und auf dem National Monument. Dort habe ich sehr viel über die Geschichte des Landes gelernt. Ich habe die 3. größte Moschee der Welt gesehen, die auch gleich gegenüber der größten Kathedrale Jakartas steht. Ich bin durch Chinatown geschlendert, habe mir den chinesischen Tempel angeschaut, wurde zum Essen eingeladen und hab noch ein paar schöne Kolonialgebäude geschaut.Über Jakarta kann man vieles gutes und schlechtes sagen: Die Tatsache ist, dass diese Stadt sehr jung ist und in den letzten 30 Jahren das bis um das x fache gewachsen ist. Das die Infrastruktur darunter leidet ist keine Frage und dass diese Probleme teilweise mit einer korrupten Regierung zusammen hängen, steht auch außer Frage. Das ganze verleiht der Stadt einen negativen ersten Eindruck bzw. ein dirty young town Image. Allerdings birgt diese Stadt auch ein sehr hohes touristisches Potential dass aber leider noch in den Kinderschuhen steckt.Anderseits war ich mit meinen Jakarta-Freunden sehr oft in Cafés, Restaurants, Bars und Clubs aus. In diesem Punkt habe ich mich in Jakarta wirklich wie zuhaue gefühlt! Name it and you get it! Gute Atmosphäre, gute Musik, gutes Angebot aber es wirkt nicht aufgesetzt, künstlich oder speziell, sondern einfach nur natürlich, locker und legere. Ebenfalls wird überall gebaut (Hochstraßen und Metro). Ich denke Jakarta hat das Potential sich in Zukunft so schön dar zu stellen wie es der Stadt gebührt.Und das ist alles was ich darüber sagen kann....Was hab ich auf Java gemacht? Ich bin Fahrrad gefahren und das will was heißen!!! Meine Reise begann am Montag den 30.7.2018 in Jakarta. Meine erste Route führte mich von Jakarta ins 250 km entfernte Cirebon. Die Straßen waren voll mit Lkws, Autos, Rollern und Motorräder. Google maps lotste mich auf die überfüllte Autobahn. Auf der Autobahn war der Verkehr einigermaßen moderat. Zwar stockte es häufig, dafür gab es keine Roller und Motorräder. Die Passanten signalisierten mir des öfteren, dass ich als Fahrradfahrer hier nichts zu suchen hätte und mit den Worten „Hati Hati“ rief man mir zu: „Pass auf dich auf“ und „sei Vorsichtig!“. Ich fuhr weiter, bis dann nach einer halben Stunde die Highway Patrol auftauchte. Ich argumentierte, dass mein Navigationssystem mir gesagt hat hier lang zu fahren, Sie erklärten mir aber, in schlechten Englisch, dass das Fahrradfahren auf der Autobahn verboten sei und so eskortierten Sie mich zur nächsten Ausfahrt.Na gut, dachte ich... Dann zurück auf die Straßen des brechend vollen Vorstadtverkehrs. Sehr bald kaufte ich mir in einem Supermarkt eine Staubmaske gegen die Abgase. Mit dieser Maske bekam ich zwar kaum noch Luft, anderseits konnte ich eh nicht schnell fahren, da es hauptsächlich nur stop and go voran ging.In der ersten Nacht nächtigte ich in einem verlassenen zusammenfallenden Haus (Bruchbude) und schlug mein Zelt auf der Veranda auf. In der zweiten Nacht machte ich gegen 22 Uhr noch eine Kaffeepause und entdeckte eine erstklassige Bruchbude gleich nebenan. Der Laden machte zu und als alle gegangen waren schaute ich mir das einsame Gebäude etwas genauer an. Ich baute mein Zelt unter einem Vordach auf und legte mich schlafen. Als ich gerade am einschlafen war, hörte ich etwas und musste feststellen, dass 5 Indonesier mit Taschenlampen vor meinem Zelt standen. Vermutlich haben Sie die Taschenlampe gesehen, oder die alte Frau des Ladens hat mir hinterher spioniert und daher wollten Sie einfach mal nach dem rechten. Über Google translate wurde mir mitgeteilt, dass ein Hotel irgendwo in ein paar Kilometer Umkreis sei. Ich erwiderte, dass ich mir kein Hotel leisten könne und Sie mich einfach hier schlafen lassen sollen. Das konnten Sie aber nicht zu lassen, da es hier von Geistern und Schlangen nur so wimmle und ich mein Zelt zusammen packen sollte. Ich gab nach, räumte das Feld und folgte der Gruppe. Mir wurde ein Schlafplatz auf der Veranda angeboten. Bei den Nachbarn am Kaffeestand spielte noch ein einsamer Gitarrist vor sich hin, da packte ich die Posaune aus, spielte mit ihm und alle waren glücklich. Vor dem schlafen gehen bot man mir dann noch mehrmals eine Tasse Kaffee an, die ich leider verneinte.→ Ich habe in meinem Leben noch nie ein Volk gesehen, die noch mehr Kaffee trinken als ich selbst.Über meinen Freund Jimmy wurde ich in die Facebook-Gruppe „warm shower indonesia“ hinzugefügt. Dort inserierte ich am Dienstag, dass ich für Mittwoch Abend einen Schlafplatz in Cirebon suchen würde. Die Zusagen überschlugen sich. Ich brauchte 3 Tage für die 250 km und als ich endlich am Mittwoch Abend in Cirebon ankam erwartete mich eine Art kleines Dorffest im Vorort. In etwa freuten sich 30 Menschen auf meinen Besuch und ich war erst mal überfordert mit allen einen Selfie zu machen.→ Indonesien ist übrigens das Land in dem mit mir noch mehr selfies gemacht wurden als in Indien!Am nächsten Tag zeigte mir mein Gastgeber die Stadt. Sehr gefallen hat mir der alte Königspalast in dem es einen heiligen Brunnen gab. Wenn man sich hier die Haare, die Ohren, die Nasenlöcher, den Mund und alle Extremitäten mit dem heiligen Wasser ab wusch, so bekäme man das Talent der „Gloryness“! Da ich natürlich mit allen Wasser gewaschen sein will und man nie weiß für was man so ein Talent der Gloryness brauchen könnte und weil ich an dem heißen Tag einer kalten Dusche nicht abgeneigt war, machte ich das natürlich :-).Bei einem Kaffee im Palasthof erfragte mein Gastgeber, dass morgen Abend noch etwas ganz Besonderes in der Stadt sei mit Prof. Mathews von London. Das „Was“ wollte sich mir nicht ganz erschließen, aber der Aufregung meines Begleiters konnte ich entnehmen, dass es etwas ganz Besonderes war und dass es unmöglich sei, ohne es gesehen zu haben, abzureisen. Der Tag Endete bei ca. 4 verschiedenen Haushalten wo mich mein Gastgeber unbedingt vorstellen musste. Es war unglaublich und unbeschreiblich was die indonesische Gastfreundschaft bedeutet!Am nächsten Abend gingen wir also zu dem Kultur-Event mit Prof. Mathews aus London und es stellte sich heraus, dass es ein Schatten-Puppen-Theater mit einer 30 köpfigen Band war! Die Königsfamilie war vor Ort und bei Prof. Mathews stellte sich heraus das er der javanische Sprecher der Puppen war. Es handelte sich um ein Englisch-Indonesisches Kulturprojekt mit halb englisches, halb indonesischer Besetzung. Es hat mir wirklich sehr gut gefallen, auch wenn ich kein einziges Wort javanesisch verstanden habe (hätte ich doch damals bei angewandter Informatik in den ersten Semestern mal besser aufgepasst.... → Informatiker können jetzt lachen, denn Java ist auch eine Programmiersprache ;-) ).Von Cirebon bin ich mit dem Zug direkt nach Yogyakarta (Umgangssprachlich: Yogya) abgekürzt, da ich meine Radiosendung an dem Wochenende machen wollte. Ebenfalls wollte ich mich in Yogya mit einem befreundeten Paar treffen. Lisa und die Butterbirnen In Yogya quartierte ich mich für ein paar Tage in einem Hostel ein, produzierte meine Radiosendung und wartete auf Sara und Andre (die ich in Varanasi in Indien kennenlernte sind Langzeit traveler und ursprünglich aus Berlin. Sie haben einen sehr guten Blog den man im Internet unter „worldtrip Berlin“ finden kann). Ich bereitete ein Abendessen für uns vor und stellte ein paar kühle Bier bereit. Beim abendlichen Geschichten Austausch vielen die beiden Worte Lisas und Butterbirnen des öfteren. Diese stehen für Synonyme die wie folgt erklärt werden:– Lisa: Lisa steht für ein typisches Mädchen, Mitte 20, die gerade zum ersten mal in ihrem Leben etwas mit Arbeit zu tun hatte, nämlich in Australien bei work and travel. ODER... Lisa studiert im 2. Master-Semester BWL und will jetzt dann aber auch malfertig werden. Im Augenblick ist Sie gerade auf den Weg nach Bali weil es dort besonders schön sein muss. Ihre Sehenswürdigkeiten macht Sie über Tripadvisor klar, wobei Sie aber nichts unter einem 4,5 Sterne Ranking anschauen würde. Eigentlich geht Sie nur ihren Selfies bei instagram nach und gibt ihr Bestes ihre folower zu beglücken und möglichst viele likes bei Facebook für ihre posts zu bekommen. Mit den Einheimischen spricht sie nicht, sie schaut sie nicht mal mit der linken Arschbacke an. Sie verhandelt gern mit den Armen. Beispielsweise hat Sie am Vulkan Ijen 10 Gramm Schwefel, von so einem armen indonesischen Teufel der am Tag 3 mal vom Tal in den Vulkankrater steigt, 60Kg Schwefel auf seinem Buckel schleppt und das Zeug ohne Atemmaske abbaut, von umgerechnet 30cent auf 20 Cent runter gehandelt. Abends geht Lisa natürlich nur in die Touri-Resaurants essen und lässt es sichs im Air B&B gut gehen. Ansonsten geben Lisas gerne Geld für Touren aus. Beispielsweise hat Sie im Vorfeld schon 2 Touren zum Mount Bromo gebucht (eine zum Sonnenaufgang und eine am späten Nachmittag). Auch mietet Sie sich gerne den ganzen Tag einen Taxifahrer bei GRAP um sich mit ihrer Freundin Lisa-2 durch die Gegend fahren zu lassen. Nach Bali fliegt Lisa nach Phuket und Bangkok, weil da muss es auch gut sein. Wenn Lisa dann wieder zuhaue ist, erzählt Sie allen ihren Lisa Freundinnen wie geil doch Asien ist und wie krass sie auf der Kasanroad in Bangkok ab gefeiert hat. Ihre Lisa-Freundinnen beneiden Sie natürlich darum. → kurzum... Wer Lisa nicht hasst, hats nicht kapiert!– Die Butterbirnen: es ist eigentlich eine unschöne Bezeichnung für so manche Indonesier. Die genaue Definition ist: unglaublich uneffektiv, aber zu lieb um Sie zu hassen! Leider kommen solche Butterbirnen tatsächlich des öfteren mal vor. Zum Beispiel: wenn man im Supermarkt an der Kasse steht und der Kassierer ganz komisch das Rückgeld zählt und dann einem in die Hand gibt. Man zählt nach und stellt fest, dass man gerade mehr bekommen hat als man bezahlt hat! Dann stellt man es klar und der Verkäufer ist dann so glücklich wie man sich es nur vorstellen kann. Das ist der typische Fall einer Butterbirne! Unglaublich uneffektiv, aber wenn er dich dann anlächelt und sich 1000 mal bedankt, dann kann man ihm auch gar nicht böse sein, sondern man muss selbst lächeln. Ein anderes Beispiel ist die Elektrik in dem Apartment von meinem Freund (Alex) in Jakarta gewesen. Um das Licht im Wohnzimmer an zu schalten musste man einmal quer durch die komplette Wohnung, also durch den Flur ins Wohnzimmer, vorbei am Sofa bis zum Balkon gehen (im dunklen versteht sich, da es ja der Lichtschalter ist). Wer konstruiert so etwas wenn nicht eine super liebenswerte Butterbirne, die offensichtlich nur Butter in der Birne hat?!Yogya küre ich als schönste Stadt Indonesiens. Es hat mir dort sehr sehr gut gefallen! Das schöne an Yogya ist die Altstadt mit den engen verwinkelten Gässchen, die voll gemalt sind mit 1A Street Art! Abgerundet wurde die ganze Sache von einem 100m langen Tunnel, einer Untergrundmoschee, einer Ruine, einem Wasserpalast und den Überresten der portugiesischen Stadtmauer. In den umliegenden Cafés wirbt man überall mit Kopie Luwak (Luwak Kaffee). Eine kurze Erklärung dazu:Eine Tasse Katzenscheiße Bitte! Ein Luwak ist ein Tier und gehört zu der Gattung der Katzen. Sie leben in freier Wildbahn im Dschungel und die Lieblingsspeise des Luwaks sind reife Kaffeebohnen. In der Vergangenheit schlichen sich also diese Luwake aus dem Dschungel in die Kaffeeplantagen, naschten dem Bauer seine Bohnen und zum Dank hinterließen Sie ihm kleine stinkende Häufchen am Boden. Ein Bauer sah wohl, seine Existenz bedroht und fing an die Luwak-Häufchen auf zu sammeln, zu reinigen und kochte sich einen schönen heißen schwarzen Kaffee! „Scheiße schmeckt der gut!“ muss er sich gedacht haben. Der Bauer fing an diese Häufchen zu sammeln und für besondere Anlässe kochte er seinem Besuch eine schwarze, dampfende Brühe aus Katzenkot. Was kein Mensch ahnen konntewar, dass der Luwak durch seine Verdauung in seinem Magen-Darmtrakt sämtliche Proteine und Bitterstoffe der Kaffeebohne mit verdaut und damit heraus nimmt. Was übrig bleibt ist eine nahe zu perfekt fermentierte Kaffeebohne! Der Katzenkot-Kaffee sprach sich rum und so wurde aus der Not eine Tugend. Mittlerweile arbeiten indonesische Genforscher an der Kreuzung des Luwak mit dem Elefanten um größere Häufchen zu erzielen. Die Luwake werden mittlerweile auf Farmen gehalten. Von der ursprünglichen Selektion des Luwaks (in der Form dass sich das Tier selbst die leckeren Bohnen aus sucht) ist heute nicht viel übrig. Die Viecher werden gemästet wie die Mastgänse! Zwar ist es der teuerste Kaffee der Welt, aber ich habe einen probiert und sage: „er schmeckt SCHEISSE!!!“. Ich fand ihn zwar cremig und leicht säuerlich. Ob das überhaupt ein Original war oder nur eine Mogelpackung weiß ich nicht. Mich hat es aber nicht vom Hocker gehauen!Am nächsten Tag fuhren Sara, Andre und Ich mit den Övis für einen Tagestrip nach Borborudur zu dem größten Budhi Tempel der Welt. Den Borborudur Tempel fand ich imposant aber auch sehr überlaufen. Allerdings fand ich die kleine Seitenattraktion namens: „chicken chruch“ um einiges gelungener!!! Die chicken church wurde um 1990 als christliche Kirche in Form einer Friedenstaube gebaut. Als das Gebäude dann endlich fertig war, so sagten die Einheimischen dass es doch eher einem überdimensionalem Huhn ähnelte, womit Sie auch, meiner Meinung nach, Recht haben. Das Gebäude stand eine ganze weile leer und in den letzten Jahren wurde es her gerichtet und ist jetzt ein Platz für 3 Religionen! Im Keller befinden sich ein paar Gebetsräume für die Moslems, ein paar Bilder mit ein paar Schutzheiligen für die Christen und eine Budhastatue zum meditieren. Ansonsten ist die Kirche mit sehr viel humorvoller Wandmalerei gestaltet und ausgeschmückt, vom Hahnenkamm hat man einen super Ausblick über die Gegend und im Hinterteil des Huhns ist ein nettes Café untergebracht.Den größten Hindutempeln und eine kunterbuntes Vorstadtviertel haben wir auch noch gesehen. Die Geschichte spare ich mir aber an dieser Stelle.Meine Radreise setzte ich nach einer Woche in Yogya Richtung Dieng fort. Am ersten Tag schaffte ich es bis kurz vor Magelang, bis ich kurz vor Sonnenuntergang einen Platten hatte. Ich fand einen 2 Rad-Mechaniker und gleich neben an war ein Foodstand. Ich wurde herzlichst aufgenommen. Ich sollte mit dem Schild des foodstands posen und schon waren 20 Selfies im Kasten! Das Abendessen und die Fahrradreparatur gingen aufs Haus. Man bot mir einen Schlafplatz an, den ich natürlich nicht verneinen konnte. Zum Dank schenkte ich den Kindern der Familie eine Runde Bonbons und ein Ständchen. (Unter uns... Das kleinste Kind hatte down -syndrom, als die Eltern mir das sagten, wusste ich nichts darauf zu antworten, außer Sie durch mein Tröten auf zu heitern, was ich auch geschafft habe).Am 2. Tag kam ich durch das schöne Städtchen Magelang und schaute mir das Kunstmuseum an → hat sich gelohnt! Danach lotse mich mein Navi durchs Inland, wo ich ein Dorffest tangierte. Ca. 200 Leute waren auf einem großen Platz versammelt und wilde Paarungstänze wurden im Rhythmus der Live Band aufgeführt. Das auf einmal ein Weißarsch auf einem Fahrrad vorbeifährt, anhält und nach einem Kaffee frägt, damit rechnete mal wieder keiner. Der Selfie-Zähler schnellte von 0 auf 200 in unter 5 Sekunden hoch. Gegen Abend erreichte ich eine kleines Vor-Gebirgs-Dorf und setzte mich in ein kleines Restaurant und bestellte mein neues Lieblings Essen Ba(k)sol, Eine Fleischbällchen-Suppe mit Nudeln. Mir wurde nach einem kurzem Gespräch wieder ein Schlafplatz angeboten, zum Dank trötete ich den kleinen wieder etwas vor. Das haben natürlich ein paar Leute gehört und mich sprach ein junger Mann an: „ob ich nicht an der Straße tröten wollen würde?!“. „Um was geht’s denn?“ fragt ich, „Nun es ist so... Es gibt Straßenbauarbeiten und daher ist nur eine Autospur benutzbar. Weil natürlich keine Geld für eine Ampel da ist, werden die Autos manuell von einer Person mit Warnweste gestoppt. Wenn alle Autos und Roller halten, dann kann man auch wunderbar einmal mit dem Klingelbeutel umlaufen und Kleingeld sammeln. Dieses Kleingeld geht aber nicht in die eigene Tasche, sondern kommt den Opfern des Erdbeben auf der NachbarinselLombock zugute.“ erwiderte der junge Mann. „Da bin ich dabei!!!“ antworte ich sofort. Ich stelle mich auf eine Stuhl und wenn alles stoppten fing ich an Tequila zu spielen, mit dem kleinen Unterschied dass ich an der Stelle wo man normalerweise „Tequila“ rufen würde: „Lombock“ gerufen hab. Dann hab ich das ein paar mal wiederholt und die Scheine im Klingelbeutel häuften sich. Das hab ich knapp 2 Stunden durch gezogen und habe zum Schluss noch selbst ein paar Scheine gespendet. Währenddessen sprach es sich natürlich im ganzen Dorf rum: „Hey komm mal mit, das muss du gesehen haben, da ist so ein verrückter Europäer mit einem noch verrückterem Instrument, der hilft gerade den Jungs bei Sammeln für Lombock.“. Danach war Ich Ehrengast in der kleinen Ortschaft! Ich durfte bei der Probe der dancing Mädels (ca. 20 junge hübsche Indonesierinnen die für einen traditionellen Tanz übten) zu schauen und bei einer Gamelng Probe (traditionelle Musik auf Java) hab ich auch mit gespielt.Der 3. Tag noch 60km bis Dieng (leider auch 2000 Höhenmeter). Ich machte früh ohne Frühstück los. Nach 15km mehr-auf und als-ab, fuhr ich an einer Baustelle mit Foodstand vorbei und wollte Frühstücken. Das Frühstück zog sich ein wenig in die Länge, da nämlich jeder Bauarbeiter ein Selfie mit mir machen wollte, dafür war das Frühstück (Kaffee, Brötchen, frittierte Bananen und ein Chickencurry mit Reis) aufs Haus. Ein Arbeiter drehte Zigaretten und wir kamen ins Gespräch. Er lehrte mich eine spezielle Drehtechnik (mit Papers ohne Klebestreifen zu drehen) und machte mich darauf aufmerksam, dass die Gegend hier eines der Hauptanbaugebiete Indonesiens für Tabak sei. Mir wurden extra noch Papers und Nelken gekauft und dann geschenkt. Ohne Nelken im Tabak in Indonesien, geht mal gar nicht ABSOLUTES NOGO! Ich fuhr weiter und aus fahren wurde nach 3 Kilometern schieben. Mein erstes Etappenziel für den Tag war Jumprit. Dabei handelt es sich um eine uralte Gebirgsquelle mit einer hinduistischen Pilgerstätte. Das man sich in der Quelle spirituell reinigen kann, hat mein durch schwitzten und stinkender Körper gerne angenommen. Dann hab ich mein Mittagessen gegen einen fauchenden Affen verteidigt indem ich einfach zurück gefaucht habe. Als der Affe dann die Zähne flätschte und handgreiflich werden wollte gab ich nach und gab ihm meinen Reis. Die umstehenden Indonesier machten große Augen! Und weiter gings mit dem Fahrrad den Berg hoch schieben. Nach 2 weiteren Kilometern gab ich auf und streckte den Tramper Daumen beim nächsten Traylor aus, was auch instant funktionierte. Die Bergauffahrt wäre auch noch eine gute Weile so weiter gegangen. Unter den Voraussetzungen des Böfinger/Thalfinger Batberges, nur mit weniger Asphalt dafür mehr Geröll und Schlaglöcher! Er ließ mich an einer Kreuzung raus von wo es noch 16 Km bis nach Dieng waren. Hahaha!!! 16 km,- easy! So dachte ich...Die ersten 2 km liefen gut, dann wurde es wieder steiler und schieben war angesagt. Ich pausierte bei einer ca. 3m hohen dämonischen Gestalt aus Pappmasche, die schätzungsweise für den Nationalfeiertag gerade gebaut und geschmückt wurde. Nach ein paar Selfies mit den Erbauern, ein paar hübschen Mädels mit Kopftuch und dem Süßigkeitenhändler nebenan, der mir ein Glas eingelenkter süßer Birnen spendierte (nachdem er mich mit dem Glas in der einen Hand und dem Daumen nach oben an der anderen Hand vor seinem Laden geknipst hatte). Man zeigte mir noch die prachtvoll geschmückte Gassen des Dorfes und prompt war ich umzingelt von ca. 20 Kindern die mir auf Schritt und Tritt hinterher liefen, nach ein paar Fotos und einem kurzen Posaunenspiel verabschiedete ich mich. Nach ein paar Kilometern schieben war es mal wieder Zeit für einen Kaffee. An dem Foodstand trafen sich die Tabakbauern des Hochlandes und ich präsentierte mein Tabak des Tieflandes, der verschmäht wurde. Ebenfalls rümpften Sie die Nase vor den Resten meines restlichen Thai Tabaks. Thats the real shit!!! Stark gepresster, dunkler und unendlich starker Hochland Tabak, das war ihr Ding aus Dieng. Nach einer kurzer Verkostung schob ich weiter. Noch 7 Km bis Dieng und meinem reservierten Hostel. Die Bergaufschieberei wollte kein Ende nehmen. Es war Nacht geworden und die knapp 2000 Höhenmeter erzielten einen deutlich fühlbaren Temperatur Unterschied! Weiter geht’s!!! Motivierte ich mich selbst immer wieder. Plötzlich hielt ein Truck mit einer Britsche und ein indonesisches Ehepaar forderte mich mit Taschenlampen auf mein Fahrrad auf die Britsche zu werfen. Sie luden mich in ihr Haus ein. Das ich ein Hostelreserviert habe verschwieg ich. Sie hatten 3 kleine Kinder und zur Begrüßung trötete ich erst mal ein Ständchen. Man zeigte mir das Badezimmer, wo ich duschen konnte. Ich gab an, dass ich auch mit kaltem Wasser duschen konnte (brrrrrrrrrrrrr)....Sie gaben mir zu essen und ich fand heraus, dass es Kartoffelbauern waren. Kartoffeln ist in den letzten Jahren der Trend am Hochplateau Dieng! Früher importierte Indonesien Kartoffeln aus Australien bis Sie auf den Trichter kamen, selbst an zu bauen. Seitdem ist es der Hit!!! Ich wollte noch eine lustige Bemerkung machen wie: „die dümmsten Bauern, haben die dicksten Kartoffeln“, sagt es dann aber lieber nicht, aus Angst dass der Witz in der Übersetzung verloren gehen könnte. Am nächsten morgen mussten die Kinder zur muslimischen Schule gehen (wo Sie 3 mal täglich hin müssen, damit aus ihnen ein gute Menschen werden). Die Familie adoptierte mich wie eines der ihren, bis auf dass ich zur Muslim Schule gehen musste. Nach dem Frühstück nahm ich mein Fahrrad und schaute mir die Gegen an. Bei den Hindutempeln (die ältesten Tempel Indonesiens) lernte ich Jeff, einen verrückten alten Australier kennen. Er konnte indonesisch und filmte an einem Kulturprojekt. Wir kamen ins Gespräch und er war von mir sehr begeistert, lud mich zum Mittagessen ein und titulierte mich einen „cultural warrior“. Danach fuhr ich zum Dieng Plateau Theatre. Dort hatte ich eine traumhafte Aussicht über einen alten Vulkansee und das Hochplateau. Ich unternahm noch eine riskante Kletterei an einem senkrechten, ungesicherten 20m hohen Felsen und war rechtzeitig nach Sonnenuntergang wieder bei meiner Familie. Nach einer eiskalten Dusche, einem leckeren Abendessen und dem gemeinsamen sitzen in der Stube um die einzige Wärmequelle im Haus ging ich ins Bett. Als ich der Familie erzählte, dass ich am Samstag auf einer indonesischen Hochzeit geladen war, schenkten Sie mir noch ein wunderschönes Batik Hemd für Besondere Anlässe. Am nächsten Tag traf ich mich nochmals mit Jeff, der mich filmen wollte wie ich Spätzle koche, Golf und Posaune spiele. Danach fuhr ich downhill nach Wonosobo zum Busterminal und fuhr am Abend nach Bandung.Morgens um 4 erreichte ich Bandung und gab Jimmy Bescheid, der mich kurz darauf mit einem Roller abholte. Für mich brach er nicht nur einmal die indonesische Tradition die da wäre: vor der Hochzeit darf der Bräutigam das Haus nicht verlassen. In Jimmys Haus waren bereits die Familien seiner 6 Geschwister eingetroffen (seine Schwester aus Cirebon, der Bruder aus Kalimantan/Borneo und sein andere Bruder aus Sumatra, sowie seine Eltern). Für die Verpflegung war gesorgt, allerdings fühlte es sich in einem Haus mit ca. 30 Indonesiern mit Kindern auf engstem Raum nicht allzu gemütlich an. Daher organisierte Jimmy den Schlüssel zu einer kleinen zweit Wohnung seines jüngeren Bruders, wo wir unter uns sein konnten. Jimmy wollte seine Ruhe und ich wollte meine Radiosendung machen. Am nächsten Tag war es Freitag der 17.8. der Nationalfeiertag der Indonesier an dem gefeiert wird, dass Sie die Holländer aus dem Land vertrieben haben (sollte man in Deutschland auch mal einführen :-D ). Wir gingen Essen und schauten uns um. Überall marschierten Kapellen und an kleinen Plätzen wurden Spiele (á la Blinde Kuh) mit Kindern gemacht. Zum gröhnenden Abschluss gingen wir zum Rathaus, wo auf einem großen Sportplatz sämtliche Würdenträger versammelt waren und das Militär einen Salut zum besten gab. Am lustigsten Fand ich die Soldatinnen in Garde uniform und Kopftuch, dass sah irgendwie dämlich aus :-D.Am Abend hatte Jimmy noch ein paar Besorgungen zu machen, da am nächsten Tag seine Hochzeit Anstand. Ich fand es persönlich sehr schön, dass er den Tag vor seinem großen Tag Zeit für mich genommen genommen hat und mir die Festivitäten zeigte, anstatt sich von seiner Familie kürre machen hat lassen.Der große Hochzeitstag Wir trafen uns alle in Jimmys Haus und gegen 14 Uhr ging ein lautloser Startschuss durch die Reihen. Jeder machte sich schick und ich zog mein Batikhemd, meine frisch geputzten schwarzen Fahrradschuhe und meine dunkelgraue Hose an! Mit meinem Aufzug hatte mal wieder keinergerechnet. Für die Familie wurde ein eigener Reisebus angemietet mit dem es vom Haus zu einer Festsaal ging. Als einziger Weißarsch zog ich natürlich einige Blicke auf mich. Jimmys Familie kannte mich ja mittlerweile, aber für Marlinas Familie wirkte ich wohl erst wie ein vereinsamter verschollener Tourist in indonesischer Festgaskleidung. Ich machte mich aber schnell selbst mit allen bekannt, schließlich kann ich mittlerweile ja auch ein sikidikit (ein wenig) indonesisch.Die Zeremonie begann, wobei die jeweiligen Familienmitglieder (Eltern und Geschwister) entweder zur linken des Bräutigams oder zur rechten der Braut saßen. Dem Rest der Verwandtschaft wurde mehre male gesagt, dass jetzt die Zeremonie los gehen würde und um Ruhe gebeten wird, was aber nur wenige Interessierte. Es wurde in den hinteren Reihen weiter getuschelt, die Kinder machten Krach, man zündete sich wieder eine Zigarette an und die ersten eröffneten bereits das Buffet.Ich hab mich gefragt, ob ich eigentlich der einzige in dem Saal bin, der sich einfach mal auf seinen Arsch setzten kann und die Klappe halten konnte?! Im ganzen ist das aber auch kein Problem, da keiner dem anderen Böse ist, oder ihn auffordert leise zu sein,- man nimmt es eben hin.Die Zeremonie spitzte sich zu, es wurde nochmals darauf aufmerksam gemacht, jetzt doch still zu sein, da man jetzt Ferse des Quran aufsagen würde, gefühlt änderte sich nichts. Die eigentliche Trauung lief dann so ab, dass ein ca. 2m langer Schleier gebracht wurde und über die Köpfe des Bräutigam und Braut gelegt wurde. Dann gaben Sie sich gegenseitig das Ja Wort (so hab ich das zumindest verstanden, da mein indonesisch ja wie gesagt nur sikidikit ist). Danach stellten sich das frisch vermählte Paar auf die Bühne und zur linken und zur rechten standen die jeweiligen Eltern. Es bildete sich eine Warteschlange an deren Ende die Besten Glückwünsche aussprach und der Fotograf gleich noch ein Schnappschuss machte. Die Warteschlange ging dann direkt über zum Buffet. Gegen 21Uhr fuhr dann der Bus wieder ab, ich musste leider mit zurück fahren, da ich nicht wusste wie ich sonst zu Jimmys Haus zurück kommen würde. Aber im ganzen wäre die Hochzeit eh nicht mehr lang gegangen. Das ist eben eine typische muslimisch, indonesische Hochzeit. Trauung, Fotos, Essen, Ratschen und gehen.Um das ganze mal wieder zu kürzen... Am übernächsten Tag (Montag) erreichte ich am Abend Jakarta per Bus, ich organisierte eine Box und demontierte mein Fahrrad bis es in diese rein passt. Ich hatte noch eine feucht-fröhlichen Abend mit Rhein, Fabi und Alex in Jakarta, dann gings zum Flughafen und über Singapur gings nach Melbourne wo ich dann am 24. 8. gelandet bin.Filly über Indonesien... Indonesien war im ganzen dann doch eine schöne Mischung aus allen asiatischen Ländern. Sie verbrennen Müll wie die Singalesen in Sri Lanka, machen Selfies wie die Inder, sprechen Englisch wie die Thais, sind so religiös wie die Malayen, machen Stäbchen BBQ wie die Viets, rauchen wie die Chinesen und sind förmlich wie die Japaner!Abschließend möchte ich nach nun fast 9 Monaten (von Anfang November bis Ende August) in Asien ein paar Worte über Asien los werden...Asien ist erstaunlich! Jedes asiatische Land ist komplett einzigartig und die Menschen der jeweiligen Länder sind nicht vergleichbar zu den Menschen in anderen Ländern! Dies liegt daran, dass meistens eine spezielle Religion dominiert. Zwar gibt es keine Ausgrenzung und man respektiert immer die anderen Religionen und feiert bei gegeben Anlässen die Feste der anderen Religionen mit, dennoch ist die jeweilige Mentalität sehr durch ihren Glauben geprägt! Ein weiterer Unterschied der Länder sind die politischen Systeme wo von der korrupten Demokratie, über Monarchie bis hin zum Volkskapitalismus alles dabei ist! Hinzu kommen unterschiedliche Sprachen, Schriften, Traditionenund Sitten, die unterschiedlicher nicht sein können! Indien und Indonesien sind dabei die Besten! Der interessierte Leser soll doch mal googlen wie viel unterschiedliche Sprachen und Schriften es in Indien und Indonesien gibt! Und nein... Das sind keine krassen Dialekte die vergleichbar sind mit Kölsch, Plattdeutsch, schwäbisch und Österreichisch!!! Es handelt sich wirklich um verschiedene eigenständige Sprachen, die in einem Land gesprochen werden.Dennoch gibt es in jedem asiatischen Land Übereinstimmungen und sei es nur der Duschkopf neben der Toilette (um sich nach großem Geschäft den Hintern sauber zu spritzen) oder in ärmeren Haushalten den Wassereimer und ein Loch im Boden (der Pfahlbaute). Was mir aber auch aufgefallen ist sind die Kinder! Das Fernsehen und die Konsolen haben die Kinderwelt größtenteils noch nicht erreicht. Es wird noch gemeinsam gespielt und die Eltern nehmen sich gerne Zeit für ihre kleinen. Abschließend fiel mir auf, dass in jedem Land früh geheiratet wird (normalerweise zwischen 20 und 30). In Indien gibt es auch noch Kinderhochzeiten (zwischen 9 und 12 Jahren).Was habe Ich von Asien gelernt? Asien hat mich gelehrt zu lächeln, denn mit einem lächeln im Gesicht geht alles viel einfacher und selbst die größte und schlimmste Hürde steckt man mit einem lächeln einfacher weg, als ohne. Das gegenseitige anlächeln und Grüßen ist auch eine schöne Sache, da man meistens ein lächeln zurück geschenkt bekommt, was einen selbst dann wieder freut! Leider haben wir das in unserer Welt verlernt. Wenn wir hier jemand anlächeln oder Grüßen, so hat man entweder den Gedanken: „der will was“, oder „der tickt doch nicht richtig“. Des weiteren habe ich gelernt, aufmerksamer und hilfsbereiter zu sein. Natürlich „hilfsbereit“ ist so ein Wort, dass ja jeder vorgibt zu sein aber wenn man sich mal selbstkritisch damit auseinander setzt, so ist es doch meistens mehr Schein als sein! So habe ich es zumindest bei mir selbst festgestellt. Wie oft hat man den schon 'wirklich' einem Fremden seine Hilfe angeboten? Im ganzen hat mich Asien gelehrt noch mehr ein guter Mensch zu sein, der gutes durch seine Taten und nicht durch seinen Glauben bewirkt.Vor dieser Reise war ich noch nie in Asien. Mittlerweile habe ich mehr asiatische Länder (Sri Lanka, Indien, Thailand, Hanoi, Hongkong, Tokio, Malaysien, Singapur und Indonesien) bereist, gesehen und verstanden als der Großteil aller Asiaten. Mein Start in Sri Lanka war nicht der Beste, wobei ich sagen muss dass mir persönlich Sri Lanka auch nicht so sehr gefallen hat. Das zentrale Hochland mag ja schön sein, dennoch regnete es bei mir. Den Städten (Colombo, Kandy und Nuwara Elia) konnte ich nichts schönes abgewinnen und in den touristischen Zentren wie Bentota und Hikaduwa ist man auf den Massentourismus und das abgezocke der Touristen ausgelegt. Natürlich habe ich auch nette Menschen kennen gelernt und wurde auch mal eingeladen, im Vergleich aber zu dem Ende meiner Reise waren es Welten! Im ganzen darf man das alles aber nicht persönlich nehmen, da ich auf meiner Reise auch zu der Erkenntnis gekommen bin, das alle Menschen gut sind sobald man aus der Stadt draußen ist. Daher gibt es für mich kein Land, dass ich jetzt als Bestes oder Schlechtestes titulieren möchte!Viel mehr würde ich wie folgt unterscheiden:Zum Radfahren fand ich Thailand und Indien am schönsten. In Thailand (war auch ähnlich in Malaysien) gefiel mir, dass die Straßen gut ausgebaut waren und alle 2km mal ein Unterstand mit einem Bänkchen kam, wo man sehr gut mal eine Rast einlegen konnte. Um einen Schlafplatz musste ich mir auch nie Gedanken machen. Entweder verkroch Ich mich ins Unterholz der Palmen oder Kautschuk Plantagen oder ich ging in den Tempel zu den Mönchen. Das Essen war billig und sehr lecker und ich hatte nie Durchfall. Für das Trinkwasser gab es immer wieder Automaten wo man sich seine Flaschen mit sauberen Wasser auffüllen konnte. In Indien fand ich den Stadtverkehr zwar anstrengend, dennoch fand ich auf den Autobahnen meinen Frieden auf dem ein Meter breiten Seitenstreifen. Auch hier habe ich speziell in Radjastan immer Abends eine schöne gebüschreiche Steppe oder ein kleines Wäldchen zum campieren gefunden, wo ich mein Feuerchen machen konnteund frisches Gemüse vom Markt zu leckeren Eintopf verarbeiten konnte. Die Inder sind ein lustiges Volk man muss Sie einfach Lieben!Indonesien erhält für mich den Rang des gastfreundlichen Landes, (dicht gefolgt von Malaysien, Thailand und Indien) dass ich je bereist habe! Es verging kein einziger Tag auf dem Fahrrad, ohne dass ich nicht zu einem Getränk, einer warmen Mahlzeit oder zu einem Schlafplatz oder allem 3 zusammen eingeladen wurde!Von den Städten haben mir: Hanoi, Hongkong, Tokio, Georgetown und Yogyakarta sehr gut gefallen.Der Punkt für das schärfste Essen geht an Sri Lanka!Und last but Not least Singapur! Singapur fand ich persönlich eben ein bisschen künstlich oder steril, anderseits ist das eben auch der Vorteil! Singapur lebt fürs Entertainment! Die geilen aufwendigen Lichtshows (bei den gardens by the bay oder bei Marina Bay), die schön angelegten Ausgehviertel wo Menschen aus aller Welt zusammen kommen, feiern und zur Musik von erstklassigen Livebands tanzen. Sendosa Beach wo praktisch alles geboten wird was das Herz begehrt Vom Airjump über den Moviepark zum Zipliner,- es ist alles da!!! Auf der anderen Seite gibt es genügend Natur um sich die soulbatteries auch wieder zu betanken. Daher geht der Punkt für die best-entertaining-country-in-asia an Singapur!Zuletzt noch ein paar Zeilen was ich bisher so in Australien erlebt habe. Mein erster Eindruck ist, dass es einen Kittel kälter ist! Kein Wunder wer fährt schon im Sommer zum Südpol? Stupid is who stupid does! Als ich in Melbourne ankam ordnete ich die Stadt zwischen Bosten und London ein. Also neue Hochhäuser und Straßen zwischen den typischen Backsteingebäuden der Briten. Ich lebte 3 Tage in Stadtviertel Collingwood, was eine sehr hohe Kneipenpopulation zu bieten hat, die Preise sind gesalzen, das Ale schmeckt süßlich. Nach einer Free City Tour, einem Besuch im Kriegsmonument, dem Kunstmuseum und dem Nationalmuseum war ich über die junge Geschichte des Landes informiert und ich muss sagen die Stadt gefällt mir ziemlich gut! Kleiner Spass am Rande: Man könnte Melbourne eigentlich Gotham city nennen, da Sie von Batman gegründet wurde. Auf dem nach Hause weg tangierte ich noch die St. Patricks Church und kam gerade rechtzeitig zum katholischen Gottesdienst, den ich in voller Länge teilnahm und der mir im Nachhinein auch gefallen hat (da er kürzer war als in Deutschland). Auf der Citytour und in meinem Hostel musste ich feststellen, dass Australien die Brutstädte zukünftiger Lisas ist. Am besten fand ich die Hostel Lisa, die mir erklärte dass Sie aus Frankfurt sei, aber eigentlich aus Offenbach komme und wollte mir irgendetwas von Gangsta-skipadido erzählen, ich lies ihren Monotonen Dialog schon nach einer Minute mit den Worten: „weißt du... ich habe Deutschland nun vor über einem Jahr verlassenen und bin mit dem Fahrrad durch die Welt gefahren. Es interessiert mich nicht“ an mir abprallen. Mit den Worten „Ich habe keine Ahnung von Offenbach und es interessiert mich auch nicht.“ fuhr ich fort. Damit war das Gespräch auch schnell beendetet, da so eine Lisa mit Fahrrad fahrenden Fillys nicht viel anfangen kann, ohne vielleicht zu sagen hat: „joa, auch nicht schlecht“ oder ähnliches. Es klingt traurig, ich komme mir dies bezüglich auch irgendwie sonderlich vor, da jeder Asiat dem ich meine Geschichte erzählt habe fast von der Palme gefallen ist, nicht aber eine Lisa! Eine Lisa lässt so etwas völlig kalt, Sie fragt nicht wie es war, wie meine Erfahrungen waren, was schön war, oder was ich empfehlen könnte, Sie interessiert es einfach nicht, da es einfach nicht ihre Welt ist. Als mich die Lisa aber dann doch fragt wo ich hin wolle, antworte nördlich. Sie versicherte mir: „da gibt es nichts, gar nichts. Ich war dort schon und da ist gar nichts!“. Sie täuschte sich gewaltig!!! Denn..Meine 350km lange Radtour von Melbourne nach Birchip verlief so:ich hatte anfangs einen umgekehrten Kulturschock! Ich vermisste die kleinen foodstands am Wegessrand die rund um die Uhr Kaffee oder was zu Essen bereitstellen. Als ich aus den Vororten Melbournes draußen war, war ich plötzlich in einer traumhaft schönen Landschaft, die man am ehesten mit der schwäbischen Alb vergleichen kann. Grüne Wiesen und kleine Hügel/Berge soweit das Auge reicht! Beim zweiten Blick fallen einem hier und dort mal ein überfahrenes Känguru am Straßenrand auf, sowie die Tatsache dass es sich bei den Bäumen nicht etwa um Buchen, Birken oder Eichen handelt sondern um Eukalyptus Bäume und die Singvögel pfeifen anders und sehen einem Papageien gleich. Die Sonne ging unter die Kälte gewann die Oberhand. Mein Trinkwasser leerte sich und ein warmer Schlafplatz wurde nötig! Zwar gäbe es genügend Möglichkeiten für einen wild Camping, aber die KÄLTE!!!Ich nahm meinen Mut zusammen und klopfte an einem fremden Haus. Ich fragt nach Wasser und einer Empfehlung für eine Übernachtung. Der junge Mann gab mir sofort, ohne zu zögern, eine frische Wasserflasche, aber mit der Empfehlung für eine Übernachtung... Irgendwo müsse es ein Hotel geben, aber das ist gar nicht so einfach und auch gar nicht so nahe. Sein Problem war, dass er mich nicht in sein Haus lassen wollte, zwar habe seine Tochter Geburtstag (woraufhin ich schon die Posaune im Anschlag hielt), aber ich denke, dass seine Freundin nicht wollte dass ein Fremder in ihr aufgeräumtes Haus kam.Er bot mir ein Schlafplatz in der Garage an, er schaltete den Heizstrahler ein, ich baute mein Zelt auf in der Garage auf und wir unterhielten uns noch stundenlang. Er gab mir etwas leckeres zu Essen und etwas warmes zu trinken und wir freundeten uns an. Vielleicht gehen wir mal gemeinsam fischen.Am nächsten Tag stand ich um 6 Uhr auf, mein neuer Freund David brachte mir eine dampfende Tasse Kaffee und machte noch ein paar Waffeln und um 7 saß ich schon auf meinem Rad. Ein paar große Berge am Horizont kündigten mir eine morgendliche Bergfahrt an. Ein wenig unwirklich kam mir die morgendliche Natur mit Raureif und Nebel vor, dennoch sehr schön! Bei ersten steilen Hügel stieg ich ab und fing an zu schieben, als auch sofort ein großes Auto mit einem halb beladenen Anhänger hielt und fragt: „do you need a lift?“ ach... Warum eigentlich nicht! Der Fahrer war Jim und er hatte eine Mutter die aus Süddeutschland, genauer gesagt dem tiefsten bayrisch Kongo. Er fuhr mich eine Strecke bis auch wirklich alle Berge überwunden waren, setzte mich ab und fuhr zurück zu seinem Haus. Ich fuhr vorbei am „hangig Rock“ in eine größere Ortschaft (namens Kyneton), die mir sehr nach einem Goldgräberstädchen aussah. In der örtlichen Touristeninformation freuten sich zwei ältere Damen sehr über meinen Besuch und wollten mich schon fast gar nicht mehr gehen lassen! Sie schenkten mir einen heißen Kaffee ein und erzählten mir die mysteriöse Geschichte des hanging Rock. Dort sei vor langen langen Jahren eine Schulklasse spurlos verschwunden. Über diese Geschichte gab sogar ein Buch und einen Film, aber eigentlich glaub niemand daran, dass dergleichen mal passiert ist, wobei sei es aber wahr das es dort wirklich eine Schule in der Nähe gab. → Ich liebe mysteriöse Geschichten!!! An einem wunderschönen Rastplatz am Ortsausgang gab es eine Quelle mit sprudelndem Mineral Wasser. Ich füllte meine Flaschen und kochte zu Mittag (Nudeln, Tomatensauce, Thunfisch). Weiter gings auf einer moderat hügeligen Strecke Richtung Bendigo! Es wurde Nacht und ca. 15km vor Bendigo bog ich links ab nach Marong um Bendigo zu umfahren. Nach einer halben Stunde versagt endgültig meine Pedale. Wen ich trat, so gab es keinen Widerstand mehr, der Freilauf war hinüber. Ich schob nach Marong wo es einen so genannten Trailerpark gab. Ein Trailerpark ist eine Mischung aus Campingwagenstellplatz, Zeltplatz und einem Angebot aus mehrere Bungalows. Ich fragt nach einer Übernachtung. Ein Stellplatz für ein Zelt kostet 30$. naja.. ich brauche etwas warmes machte ich dem Mann klar! Dann brauchst du einen Bungalow für 100$. shit! gibt’s irgendwo eine günstige Alternative? Nein! Friss oder stirb, besser gesagt nehme es oder erfriere.Am nächsten morgen stellte ich mich an die Hauptstraße und stoppte mit Fahrrad und Equipmentein Auto nach Bendigo. Ein junges Paar, das auf dem Weg zur Arbeit war nahm mich mit und wir warfen das Fahrrad auf den Anhänger. Sie ließen mich am Fahrradladen raus. Der Mechaniker konnte zum Glück den Freilauf ausbauen und reinigen, danach funktionierte das Rad wieder einwandfrei!Ich machte mich auf den Weg ins nun 180km entfernte Birchip. Parallel schrieb ich mit Alica die mit ihrem verlobten auf dem Weg von Melbourne nach Birchip war. Sie war der Hauptgrund für meinen Besuch in Birchip. In dem Örtchen Ingelwood trafen wir uns dann endlich vor dem örtlichen Supermarkt und wir konnten mein Fahrrad ins Auto laden. Ich kannte Alica nur über Facebook, da mein Ulmer Freund Henne den Kontakt vermittelte. Es stellte sich aber schnell heraus, dass wir die selben Leute kennen und Ulm eben eine kleine Welt ist.Was geht jetzt in Birchip und wie sehen meine Pläne aus? Alica ist am Montagern zurück nach Deutschland geflogen. Sie bleibt dort bis Mitte Januar und fliegt dann wieder nach Australien um ihren Verlobten zu heiraten bei dem ich gerade wohne.Alica hat in Birchip im örtlichen Pub gearbeitet und ich übernehme so lange ihre Schichten. Gegen November brauchen die örtlichen Bauern dann auch ein paar helfende Hände, daher bleibe ich bis Ende Januar hier, verdiene mal wieder ein bisschen was und freunde mich mit den einheimischen an.Am Freitag den 31.8. war Alicas letzter Arbeitstag im Pub, danach haben wir noch bei Peter (dem Dorf-Polizisten) fröhlich weiter gegluckert. Er lädt mich demnächst ein mit seinem Segelflugzeug mal übers Land zu fliegen.Am Samstag haben wir hier eine kleine Hausparty gehabt und am 4.9. hab ich meine erste offizielle Schicht im Pub gehabt. Ich bekomme das hin!!! Hier und dort ist es noch stressig, aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg!So long... Euer Philip